Vitamin A

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Mehr als nur Hilfe bei Akne: Die vielfältige Wirkung von Vitamin A

Augen, Haut, Immunsystem, Schleimhäute, Knochen, Fortpflanzungsorgane, Psyche … Vitamin A ist ein echter Alleskönner! Die Versorgung ist bei den meisten Menschen ausreichend, doch ein Mangel nicht ausgeschlossen. Aber auch eine Überdosierung hat Nachteile und ist nicht zu empfehlen. 

Wir haben für dich zusammengefasst, wo und wie Vitamin A unserem Körper zugutekommt, wie wir genug davon erhalten und was bei der Dosierung zu beachten ist. 

Das Wichtigste in Kürze:
  • Vitamin A ist eine Gruppe von Nährstoffen, die in unserem Körper für Zellteilung, Immunsystem, Sehkraft, gesunde Haut und mehr erforderlich ist
  • Tierische Lebensmittel enthalten ausreichend Vitamin A, während pflanzliche Quellen weniger effektiv sind
  • Sowohl ein Vitamin-A-Mangel als auch eine Überdosierung können zu gesundheitlichen Problemen führen 

Was ist Vitamin A? 

Unter der Bezeichnung “Vitamin A” fasst man eine Gruppe von organischen Verbindungen zusammen, die in unserem Organismus wichtige Aufgaben übernehmen. Es handelt sich um essenzielle Nährstoffe, das heißt: Wir benötigen sie zum Überleben, können sie aber nicht selbst herstellen. 

Die wichtigsten Vertreter der A-Vitamine sind Retinol und Beta-Carotin. Ersteres bildet die aktive Form, die wir überwiegend in tierischen Produkten finden, während es sich bei Beta-Carotin eigentlich um ein Provitamin handelt, das in pflanzlichen Lebensmitteln steckt. Unser Körper kann es bei Bedarf in Retinol umwandeln. Die ebenfalls zur Gruppe gehörenden Retinylesther und weitere Carotinoide spielen in der Praxis eine eher untergeordnete Rolle.  

Bei ausreichender Versorgung unterstützt Vitamin A zum Beispiel unsere Sehkraft: Es ist ein wichtiger Bestandteil des Rhodopsins, eines Proteins in der Netzhaut, das für das Sehen bei schwachem Licht notwendig ist. Ein Mangel kann zu Nachtblindheit und in schweren Fällen zu vollständiger Erblindung führen.

Zusätzlich stärkt die Vitamingruppe unsere Haut und Schleimhaut, was sich nicht nur bei Akne und Co. bemerkbar macht: Auch unser Immunsystem profitiert davon, dass diese natürlichen Barrieren Infektionen besser abwehren können. Grundlage ist die wichtige Rolle bei Zellwachstumsregulation und der Zelldifferenzierung, durch die Entwicklung und Erhalt der Haut und Schleimhäute verbessert wird. Diese Funktionen sind besonders wichtig während einer Schwangerschaft und in den Wachstumsphasen eines Menschen.

Dank der vielen verfügbaren Quellen ist die Versorgung in der westlichen Welt grundsätzlich gut. Tatsächlich ist eine Überdosierung fast so häufig ein Problem wie ein Mangel! Ab rund 3 Milligramm pro Tag kann es zu Symptomen wie Übelkeit oder Schwindel kommen. In schweren Fällen drohen sogar Leberschäden. 

Gut zu wissen:

Eine Überdosis durch pflanzliche Produkte ist nicht möglich. Unser Körper stoppt den Umwandlungsvorgang von Beta-Carotin in Retinol, wenn sein Vitamin-A-Bedarf gedeckt ist. 

Mangelerscheinungen begegnen uns vor allem in Entwicklungsländern und können das Infektionsrisiko erhöhen. Besonders bei Kindern sind sie zudem Auslöser von Sehproblemen und Blindheit. Eine ausgewogene Ernährung ist das beste Mittel, um sich vor einer Unterversorgung zu schützen.  

So wirkt Vitamin A in unserem Körper: 

So wirkt Vitamin A

Die Vitamin A Wirkung im Detail

Dass Vitamin A für unseren Körper überlebenswichtig ist, steht außer Frage. Die organische Verbindung erfüllt wichtige Aufgaben für unser Immunsystem, die Entwicklung von Embryonen, Regulation von Genen, den Erhalt der Sehkraft und mehr. Darüber hinaus kann es aber auch verschiedene Krankheiten vorbeugen oder bekämpfen. 

Es gibt sehr umfangreiche Forschungsarbeiten zur Wirkung von Retinol, Carotinen und Co. Wir haben einige besonders interessante Arbeiten zur Vitamingruppe für dich zusammengestellt: 

Vitamin A gegen Akne 

Akne ist die wohl am weitesten verbreitete Hauterkrankung überhaupt. Rund 85 % der Menschen zwischen 14 und 24 Jahren sind betroffen. Bei rund 50 % kann die unangenehme Hautkrankheit bis ins mittlere Erwachsenenalter bestehen bleiben. 

Die Behandlungsmöglichkeiten sind zahlreich, doch die Methoden generell von geringer Effektivität oder erheblichen Nebenwirkungen gekennzeichnet. Das effektivste Mittel ist Isotretinoin, ein natürlich vorkommendes Retinoid, das unter dem Markennamen “Accutane” große Bekanntheit erlangt hat. 

Es entsteht in geringen Mengen auch in unserem Körper bei der Verstoffwechslung von Vitamin A. Zum Einsatz kommt es vor allem bei:

  • Schwerer Akne
  • Akneerkrankungen, die sich nicht durch Antibiotika behandeln lassen
  • Mittelschwerer Akne, wenn diese Narben hinterlässt oder eine besondere, psychische Belastung darstellt

Isotretinoin gilt bei Hauterkrankungen als hochgradig wirksam, kann aber auch für eine Vielzahl von teilweise schweren Nebenwirkungen sorgen – ein Umstand, den es mit vielen anderen Retinoiden gemeinsam hat. Wissenschaftler aus Neuseeland und Australien untersuchten Wirkung und Nebeneffekte in einer Studie (1) genauer. 

Die Arbeit ist nicht nur für Aknepatienten interessant, sondern gibt auch einen spannenden Einblick in die Wirkung und Eigenschaften der Vitamin-A-Familie. 60 Probanden wurden dazu in zwei Gruppen geteilt.

  • Gruppe 1 erhielt 5 mg Isotretinoin täglich für 32 Wochen
  • Gruppe 2 erhielt ein Placebo für 16 Wochen, gefolgt von weiteren 16 Wochen Isotretinoin (die Patienten wussten, dass sie ab Woche 17 Isotretinoin erhielten)

Die Dosierung von 5 mg pro Tag und Patient war ausgesprochen niedrig. Üblich sind in der Praxis etwa 0,5 bis 1 mg pro kg Körpergewicht pro Tag! Gemessen wurde die Anzahl der Akne-Läsionen und der allgemeine Hautzustand via “Dermatology Life Quality Index” (DLQI). 

Nach 16 Wochen zeigten sich dramatische Unterschiede: Die Behandlungsgruppe verzeichnete nur noch halb so viele Läsionen wie die Placebogruppe. Während der nun folgenden 16 Wochen erhielten beide Gruppen Isotretinoin. Die vormalige Placebogruppe erlebte eine ähnlich intensive Verbesserung innerhalb der ersten Woche. Die Ergebnisse des DLQUI verbesserten sich ebenfalls zügig, sobald eine Gruppe das Präparat einnahm. 

Die Behandlungsgruppe (rot) erlebte eine deutliche Verbesserung der Aknesymptome im Vergleich zur Placebogruppe (blau). Nach 16 Wochen erhielten beiden Gruppen den Wirkstoff und die vormalige Placebogruppe konnte ebenfalls schnelle Linderung verzeichnen. 

Im Anschluss an die 32-wöchige Behandlung wurden die Probanden noch weitere 10 Wochen beobachtet, erhielten aber kein Isotretinoin mehr. In dieser Phase stieg die Aknebelastung wieder leicht an. 

Besonders interessant ist der Blick auf die Nebenwirkungen, denn hier genießt Isotretinoin einen eher schlechten Ruf: Keiner der Teilnehmer erlebte schwere, behandlungsbedürftige Symptome. Eine große Anzahl klagte jedoch über trockene Lippen direkt nach Beginn der Isotretinoinbehandlung. Diese Symptome verschwanden aber nach kurzer Zeit von selbst. 

Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass die Retinoide der Vitamin-A-Familie selbst in sehr geringen Dosen Akne wirkungsvoll bekämpfen können. Trotz der geringen Menge wurde ein sehr guter Effekt erzielt und gleichzeitig die oft starken Nebenwirkungen, die bei höheren Dosierungen von Isotretinoin auftreten, vermieden.  

Aufgrund dieser unerwünschten Nebeneffekte, insbesondere erheblicher Gefahren für Embryonen während der Schwangerschaft, wurden in den letzten Jahren strengere Regulierungen eingeführt. Isotretinoin wird heute deutlich seltener verschrieben, und die Suche nach adäquaten Ersatzstoffen läuft auf Hochtouren. 

Vitamin A (Retinol) ist ein vielversprechender Kandidat, wie eine Metauntersuchung (2) aus dem Jahr 2022 zeigt. Neun Studien aus den letzten 100 Jahren wurden dazu herangezogen und die Ergebnisse in Kontext gestellt. Zum Einsatz kamen Dosierungen zwischen 1 mg und 15 mg pro Tag. Besonders häufig war eine Menge von 100.000 IE, was 3 mg entspricht. 

Acht der neun Studien bestätigten eine positive Wirkung von Vitamin A bei Akne. Gleichzeitig waren nur milde Nebenwirkungen festzustellen: Schwellungen der Lippen und trockene Haut traten am häufigsten auf. Selbst bei sehr hohen Dosierungen gab es keine ernsthaften Nebeneffekte. 

Die Forscher sehen Vitamin A daher als vielversprechendes Mittel bei Akne. Sie betonen aber gleichzeitig, dass hohe Mengen Retinol auch Nachteile haben können. Aufgrund der vergleichsweise langen Halbwertszeit von rund 12 Tagen sollten Frauen etwa 3 Monate nach Ende einer Vitamin-A-Therapie warte, bevor sie schwanger werden. 

Vitamin A schützt die Haut vor Alterung

Retinol, die aktive Form von Vitamin A, erfreut sich in der Hautpflege seit Jahren größter Beliebtheit. Retinolhaltige Kosmetikprodukte fördern die Hautstabilität, verbessern die Struktur der obersten Hautschicht und reduzieren den Wasserverlust. Insgesamt führt dies zu einem besseren Hautbild und kann Anzeichen des Alterns vorbeugen. Die Präparate enthalten dabei nur eine geringe Dosierung von meist zwischen 0,1 und 0,5 Prozent. 

Eine Studie (3) untersuchte zum besseren Verständnis die Wirkung eines 0,3-prozentigem und 0,5-prozentigem Retinolpräparats für die äußere Anwendung. Ziel war es, Unterschiede bei der Reduzierung von Falten, Hautunregelmäßigkeiten, Hyperpigmentierung und anderen Alterserscheinungen zu ergründen und eventuell abweichende Nebeneffekte festzustellen. 

Dazu wurde eine Gesichtshälfte der teilnehmenden Frauen mit einem 0,3-Prozent-Serum behandelt, die andere Hälfte mit 0,5 Prozent. Die Anwendung erfolgte täglich, über einen Zeitraum von zwölf Wochen. 

Das Ergebnis: Beide Konzentrationen führten zu einer fast gleichen Verbesserung der Hautparameter. Die Haut wurde gleichmäßiger, die Hyperpigmentierung nahm ab, und die Hautelastizität sowie der Feuchtigkeitsgehalt verbesserten sich bei beiden Produkten ähnlich gut. Nebenwirkungen umfassten vor allem leichte bis mittlere Hautirritationen, wobei die 0,3-Prozent-Lösung weniger unerwünschte Auswirkungen hatte. 

Verbesserungen der Hautfeuchtigkeit (links) und Hyperpigmentation (rechts). Sowohl die 0,3-prozentige Lösung (rot) als auch die 0,5-prozentige Lösung (türkis) erzeugten sehr ähnliche Ergebnisse. 

Dieser Versucht zeigt nicht nur, dass Vitamin A tatsächlich einen positiven Effekt auf die Haut hat und vor Alterungsanzeichen schützen kann; es ist auch bereits eine eher geringe Dosierung mit wenigen Nebenwirkungen ausreichend, um diesen Effekt zu erzielen.

Vitamin A Wirkung für die Augen

Unsere Augen sind für eine normale Funktion unbedingt auf Vitamin A angewiesen. Ein Mangel erschwert die Aufnahme von Licht in den Augen. Die Folge ist zunächst Nachtblindheit und später auch Sehprobleme bei Tag. Eine langfristige Unterversorgung kann die Sehkraft bis hin zur völligen Blindheit reduzieren. Aber auch eine Überdosierung kann die Netzhaut “vergiften” und so erhebliche Schäden verursachen.  

Grund sind die beiden Sehpigmente Rhodopsin und Iodopsin. Sie finden sich in den Stäbchen und Zapfen der Netzhaut und ermöglichen es uns, überhaupt zu sehen. Der Sehvorgang ist jedoch aufwendig und eine regelmäßige Regeneration der beiden Pigmente erforderlich – und diese Erholung gelingt nur, wenn ausreichend Vitamin A vorhanden ist.   

Fehlt es an Vitamin A in den Augen oder ist der Vitamin-A-Stoffwechsel gestört, sind Funktionseinschränkungen und toxische Ansammlungen in der Netzhaut möglich, die wiederum Krankheiten auslösen können (4).  

Verschiedene erblich bedingte Netzhauterkrankungen können zu einer Mutation der Gene führen, die für den Vitamin-A-Stoffwechsel nötig sind. Dadurch können Augenkrankheiten wie die Stargardt-Krankheit, Retinitis pigmentosa oder die Leber-Kongenitale Amaurose (LCA) hervorgerufen werden. 

Je nachdem, welche Erkrankung vorliegt, kann Vitamin A den Augen helfen (zum Beispiel bei Nachtblindheit) oder wird aufgrund der Gefahr toxischer Ansammlungen eher vermieden (zum Beispiel Stargardt-Krankheit). Moderne Behandlungsansätze wie Gentherapien, Veränderungen am visuellen Zyklus oder der Einsatz von synthetischen Retinoiden und Vitamin-A-Abkömmlingen sind vielversprechend.

Die umfangreiche Forschung, die aktuell betrieben wird, unterstreicht die Bedeutung von Vitamin A für die Augen. Gleichzeitig zeigt sich, wie wichtig die ausreichende Versorgung ist, um Sehproblemen vorzubeugen. 

Besonders deutlich wird dies in einer Studie (5) zur Wirkung von Vitamin A bei altersbedingter Makuladegeneration. Es handelt sich um eine der häufigsten Ursachen für Erblindung in Industrienationen. Schon lange wird angenommen, dass Retinol und andere Nährstoffe die Krankheit verlangsamen oder stoppen könnten. 

Die Wissenschaftler untersuchten dabei Datensätze aus zwei Kohortenstudien mit insgesamt mehr als 18.000 Teilnehmern. Sie analysierten Zusammenhänge zwischen der Aufnahme bestimmter Nährstoffe und der Wahrscheinlichkeit der Teilnehmer, an altersbedingter Makuladegeneration zu erkranken. 

Tatsächlich konnten sie gleich mehrere Substanzen identifizieren, die das Krankheitsrisiko deutlich senkten. Unter den besten Schutzstoffen fanden sich mit Vitamin A und dem Provitamin Beta-Carotin zwei Stoffe aus der Vitamin-A-Familie. Auch Vitamin C, Kupfer, Magnesium und Omega 3 reduzierten die Wahrscheinlichkeit für altersbedingte Makuladegeneration erheblich. 

Die in dunkelblau dargestellten Nährstoffe Vitamin A, C, Beta-Carotin, Magnesium, Kupfer und die beiden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA konnten die Gefahr für altersbedingte Makuladegeneration deutlich senken.

Die beiden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA konnte ebenfalls stark zum Schutz der Augen beitragen. Eine ausreichende Aufnahme fällt vielen Menschen schwer, sodass sich Nahrungsergänzungsmittel aus Algenöl großer Beliebtheit erfreuen. Wir haben die wichtigsten Produkte verglichen und konnten den Omega 3 Testsieger küren. 

Vitamin A Wirkung auf die Psyche

Vitamin A hilft der Haut, den Augen und anderen Körperfunktionen, kann aber auch positiv auf die Psyche wirken. Es wird vermutet, dass seine antioxidative Wirkung der Auslöser für diesen nützlichen Effekt ist und unter anderem dabei helfen kann, Depressionen vorzubeugen. 

Forscher aus China gingen dieser Theorie in einer Meta-Analyse (6) nach, in der sie 25 Studien zum Thema Vitamin A und Depression untersuchten. Insgesamt über 100.000 Personen nahmen teil und ihre Vitaminversorgung und das Auftreten von Depressionserkrankungen wurden erfasst. 

Die Ergebnisse zeigen eine klare Wirkung von Vitamin A auf die Psyche: eine höhere Aufnahme war mit einem geringeren Risiko für Depressionen verbunden. Die Teilnehmer mit der höchsten Vitaminmenge hatten eine 17 Prozent niedrigere Erkrankungswahrscheinlichkeit als die Personen mit der niedrigsten Versorgung. 

Noch deutlicher war der Unterschied bei Beta-Carotin, der pflanzlichen Variante von Vitamin A. Hier war das Risiko bei einer guten Versorgung um bis zu 37 Prozent reduziert! Die Nährstoffe der Vitamin-A-Familie scheinen also geeignet, uns vor Depressionen zu schützen. 

Eine Übersicht der Studienergebnisse zeigt, dass die Mehrzahl ein reduziertes Risiko für Depressionen durch bessere Vitamin-A-Versorgung feststellen. Einige Arbeiten waren neutral, keine entdeckte eine Gefahrensteigerung. 

Wie genau es zu diesen Effekten kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Es scheint jedoch eine Kombination aus drei Wirkmechanismen zu sein:

  1. Antioxidative Wirkung. Oxidativer Stress spielt bei der Entstehung von Depressionen eine bedeutende Rolle. Beta-Carotin und Vitamin A sind hervorragende Antioxidantien, die freie Radikale abfangen und somit oxidative Schäden an Zellmembranen und DNA verhindern können. Dieser Schutzmechanismus könnte zur Abwehr oder Abschwächung depressiver Symptome beitragen.
  2. Entzündungshemmende Eigenschaften. Erhöhte Spiegel entzündungsfördernder Zytokine wie Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) und Interleukin-6 (IL-6) sind bei Depressionen häufig zu beobachten. Beta-Carotin hat in Studien gezeigt, dass es die Spiegel dieser Zytokine senken kann, was möglicherweise zu einer Verringerung der depressiven Symptome führt.
  3. Einfluss auf neurobiologische Prozesse. Carotinoide wie Beta-Carotin scheinen direkt und indirekt die zellulären Signalwege zu beeinflussen. Diese stehen in engem Zusammenhang mit der Entstehung von Depressionen. 

Tagesbedarf, Wirkung und Überdosierung von Vitamin A

Viele Nährstoffe, insbesondere wasserlösliche Vitamine wie etwa Vitamin B oder Vitamin C, können wir getrost in größeren Dosierungen zu uns nehmen, da der Körper nicht benötigte Mengen einfach ausscheidet. Anders sieht es hingegen bei Vitamin A aus – zumindest in der aktiven Retinol-Form! Hier kann eine langfristige Überdosierung durchaus ernsthafte Folgen haben. 

Sie kann zum Beispiel zu einer “Hypervitaminose” führen, bei der durch hohe Mengen Vitamin A eine toxische Wirkung entsteht. Symptome umfassen Übelkeit, Kopfschmerzen, Hautreizungen, Gelenkschmerzen und in schweren Fällen Leberschäden. Bei langfristig erhöhter Aufnahme droht außerdem Knochenschwäche und damit verbunden ein höheres Risiko für Knochenbrüche. 

Auch Schwangere sollten ihre Vitamin-A-Zufuhr genau überwachen und auf hohe Dosierungen wie in tierischer Leber oder nicht für die Schwangerschaft geeigneten Nahrungsergänzungsmitteln verzichten: Zu hohe Konzentrationen während der Schwangerschaft können zu Missbildungen des Kindes führen. 

Doch was ist unser normaler Tagesbedarf und ab wann liegt eine Überdosierung vor?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt die folgenden Zufuhrmengen: 

Vitamin A Tagesbedarf in µg Retinol
Säuglinge
0 bis unter 4 Monate500
4 bis unter 12 Monate400
Kinder und Jugendliche
1 bis unter 4 Jahre300
4 bis unter 7 Jahre350
7 bis unter 10 Jahre450
10 bis unter 13 Jahre600
Männer: Frauen: 
13 bis unter 15 Jahre800700
15 bis unter 19 Jahre950800
Erwachsene
19 bis unter 65 Jahre850700
65 Jahre und älter800700
Schwangere800
Stillende1300

Die Angaben gelten jeweils für Retinol, die aktive Form der Vitaminfamilie. Es steckt vor allem in tierischen Produkten wie Leber, Milchprodukten, Eiern und Fisch (besonders Lebertran).

Wer hingegen auf pflanzliche Quellen setzt, nimmt statt Retinol Beta-Carotin zu sich. Wir finden es zum Beispiel in farbintensiven Gemüse- und Obstsorten wie Karotten, Spinat, Paprika und Süßkartoffeln. In diesem Fall müssen die täglichen Verzehrempfehlungen mit dem Faktor zwölf multipliziert werden. 

Für andere Carotine außer Beta-Carotin wird die Tagesdosis mit 24 multipliziert. 

Die tägliche Obergrenze wird als Upper Intake Level oder UL bezeichnet. Wie der Name vermuten lässt, ist es nicht zu empfehlen, diese Grenze zu überschreiten – vor allem nicht regelmäßig. Sie wurde vom Scientific Committee on Food (SCF) der EU-Kommission folgendermaßen festgelegt:

  • Erwachsene (einschließlich Schwangere): 3 mg/Tag.
  • Frauen nach der Menopause: 1,5 mg/Tag, da hohe Retinolspiegel mit negativen Effekten auf die Knochengesundheit in Verbindung gebracht werden.
  • Kinder und Jugendliche: je nach Alter zwischen 1,1 mg/Tag (für Kinder ab 4 Jahren) und 2,6 mg/Tag (für Jugendliche ab 15 Jahren).

Der Abstand zwischen dem UL und der durchschnittlichen Zufuhrmenge in der Bevölkerung ist oft sehr gering, da Menschen in Industrienationen oft hohe Mengen des aktiven Vitamin A in Form von Retinol und Retinylestern einnehmen. Bei vielen Menschen liegt die Tagesdosis bereits sehr nahe an der Obergrenze, wie etwa die Nationale Verzehrsstudie II in Deutschland zeigte. 

Zum Beispiel nehmen Männer zwischen 14 und 18 Jahren im Mittel 1,5 mg Retinol-Äquivalente (RE) pro Tag zu sich, fünf Prozent von ihnen sogar 2,6 mg/Tag. Dies kommt dem UL gefährlich nahe. Auch postmenopausale Frauen überschreiten den UL von 1,5 mg/Tag häufig bereits durch die normale Ernährung (7).

Die Vitamin-A-Versorgung benötigt also einiges an Aufmerksamkeit. Einen gesunden Mittelwert zu finden, der den Tagesbedarf deckt, aber gleichzeitig keine Überdosierung darstellt, ist nicht ganz einfach. Wer unter einer Unterversorgung leidet – zum Beispiel aufgrund fehlender, vitaminreicher Lebensmittel – kann durch Nahrungsergänzungsmittel seine Versorgung schnell verbessern. 

Bei zu hohen Mengen aus der Nahrung ist hingegen ein reduzierter Verzehr tierischer Produkt das beste Mittel. Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte und Co. enthalten große Mengen Retinol, das schnell für eine Überdosierung sorgen kann. In pflanzlichen Lebensmitteln finden wir hingegen Beta-Carotin und andere Carotinoide, durch die keine Gefahr einer zu hohen Aufnahme besteht. 

Fazit: Vitamin A – der schwierige Balanceakt zwischen Überdosierung und Tagesbedarf  

Unser Körper benötigt Vitamin A zum Überleben. Es spielt eine wichtige Rolle beim Zellwachstum und -Differenzierung und erhält die Sehkraft, indem es zum Beispiel altersbedingter Makuladegeneration vorbeugt. Ein Vitamin-A-Mangel hingegen kann Nachtblindheit und später auch Sehprobleme bei Tage bis hin zur Blindheit auslösen. 

Für unsere Haut erfüllt es wichtige Aufgaben und verbessert unter anderem die Elastizität und Feuchtigkeit. Kein Wunder, dass es in seiner aktiven Form als Retinol in Kosmetikprodukten zum Einsatz kommt. Es gilt als Wunderwaffe gegen Falten, Hyperpigmentierung und andere Alterungserscheinungen. Zudem bildet es in der Isotretinoin-Form das wirksamste bekannte Mittel gegen Akne!

Das Immunsystem funktioniert ebenfalls besser, wenn unser Vitamin A Tagesbedarf gedeckt ist. Und auch unsere Psyche profitiert: Die Nährstofffamilie kann, bei ausreichender Versorgung, Depressionen vorbeugen. Umgekehrt haben Personen, die an einem Vitamin-A-Mangel leiden, überdurchschnittlich häufig mit solchen Krankheiten zu kämpfen. 

Die Versorgung gelingt in der westlichen Welt vergleichsweise gut. Vitamin A ist in seiner aktiven Form in tierischen Produkten enthalten. In pflanzlichen Nahrungsmitteln finden wir hingegen Beta-Carotin, welches unser Körper bei Bedarf umwandeln kann. Diese Quelle ist jedoch weniger effektiv.

Eine Überdosierung von Vitamin A ist nicht zu empfehlen. Sie kann, vor allem auf Dauer, ernsthafte Schäden verursachen. Die sichere Höchstmenge von rund 3 mg pro Tag für Erwachsene ist vergleichsweise niedrig. Menschen, die sehr viel Fleisch und andere tierische Produkte verzehren, erreichen sie recht schnell. 

Wir empfehlen daher, die Vitamin-A-Versorgung regelmäßig prüfen zu lassen. Bei einer Unterversorgung stehen Nahrungsergänzungsmittel zur Verfügung, die problemlos für einen Ausgleich sorgen können. Bei zu hohen Werten ist hingegen eine Ernährungsumstellung zu empfehlen. 

Vitamin A ist nicht der einzige Nährstoff, der unsere Immunabwehr unterstützt! Wir haben für dich zusammengefasst, wie du das Immunsystem stärken kannst. 

 FAQ – Häufig gestellte Fragen

Quellenverzeichnis: 

  1. Rademaker, M., Wishart, J.M. and Birchall, N.M. (2014), Isotretinoin 5 mg daily for low-grade adult acne vulgaris – a placebo-controlled, randomized double-blind study. J Eur Acad Dermatol Venereol, 28: 747-754. 
  2. Cook M, Perche P, Feldman S. Oral Vitamin A for Acne Management: A Possible Substitute for Isotretinoin. J Drugs Dermatol. 2022 Jun 1;21(6):683-686. doi: 10.36849/JDD.6781. PMID: 35674761.
  3.  Malwina Zasada, Elzbieta Budzisz, Anna Erkiert-Polguj; A Clinical Anti-Ageing Comparative Study of 0.3 and 0.5% Retinol Serums: A Clinically Controlled Trial. Skin Pharmacol Physiol 12 June 2020; 33 (2): 102–116. 
  4. Sajovic J, Meglič A, Glavač D, Markelj Š, Hawlina M, Fakin A. The Role of Vitamin A in Retinal Diseases. Int J Mol Sci. 2022 Jan 18;23(3):1014. doi: 10.3390/ijms23031014. PMID: 35162940; PMCID: PMC8835581.
  5. Agrón E, Mares J, Clemons TE, Swaroop A, Chew EY, Keenan TDL; AREDS and AREDS2 Research Groups. Dietary Nutrient Intake and Progression to Late Age-Related Macular Degeneration in the Age-Related Eye Disease Studies 1 and 2. Ophthalmology. 2021 Mar;128(3):425-442. doi: 10.1016/j.ophtha.2020.08.018. Epub 2020 Aug 25. PMID: 32858063; PMCID: PMC7902480.
  6. Zhang Y, Ding J, Liang J. Associations of Dietary Vitamin A and Beta-Carotene Intake With Depression. A Meta-Analysis of Observational Studies. Front Nutr. 2022 Apr 25;9:881139. doi: 10.3389/fnut.2022.881139. PMID: 35548582; PMCID: PMC9083456.
  7. Höchstmengenvorschläge für Vitamin A in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln, Bundesinstitut für Risikobewertung