Inhalt

Myo Inositol: Die wichtige Rolle von “Vitamin B8”

In der Vergangenheit fälschlicherweise als Vitamin B8 bezeichnet, ist Inositol ein wichtiger Baustein für verschiedene Körperfunktionen: Es überträgt Signale für mehrere Stoffwechselprozesse, schützt die Zellen, beeinflusst die Inusulinresistenz, die Fruchtbarkeit und ist für eine gesunde Psyche notwendig. 

Obwohl es eigentlich reichlich in Getreide, Nüssen und Hülsenfrüchten vorhanden ist, kann es verhältnismäßig leicht zu einem Mangel kommen. Denn typische Bestandteile unserer Ernährung, vor allem Zucker und Fett, mindern die Aufnahme. Wir wollen uns im folgenden genau ansehen, wie, wo und warum unser Körper Inositol braucht. 

Das Wichtigste in Kürze:
  • Inositol ist ein Zuckeralkohol, der an verschiedenen Körperfunktionen beteiligt ist
  • Seine bekannteste Form Myo-Inositol gilt als gut erforscht: besonders die positive Wirkung auf den Insulinhaushalt, beim Abnehmen und für die Psyche sind belegt
  • Es stellt eine gute Behandlungsmöglichkeit bei polyzystischem Ovarialsyndrom dar
  • Studien zeigen eine positive Wirkung bei Depression, Panik- und Angststörungen
  • Eine Supplementation ist einfach möglich und Nebenwirkungen selten und mild

Was ist Inositol, Myo-Inositol und Vitamin B8?

Mitte des neunzehnten Jahrhunderts konnte der deutsche Chemiker Johann Joseph Schwerer erstmals Inositol isolieren. Damals nahm man an, dass die wichtige Zuckeralkohol-Verbindung nur durch die Nahrung aufgenommen werden kann und gab ihr die Bezeichnung “Vitamin B8”. 

Erst später stellte sich heraus, dass es unser Körper selbst herstellen kann. Die Bezeichnung “Vitamin” ist daher nicht ganz korrekt und wurde durch “Vitaminoid” ersetzt. In welche Kategorie der Nährstoff nun letztlich fällt, ist aber weniger von Bedeutung. Daher verwendet man heute schlicht den Namen Inositol. 

Der Zuckeralkohol kommt in unterschiedlichen Formen (Isomeren) daher; am häufigsten ist Myo-Inositol anzutreffen. Es wurde bisher auch am besten erforscht. So hat man zum Beispiel herausgefunden, dass es unseren Zellen dabei hilft, den Wassergehalt im Inneren und der Umgebung auszugleichen. Dies ist besonders in Bereichen mit hohem Salzgehalt enorm wichtig. 

Es ist auch ein zentraler Bestandteil von Signalmolekülen, die unser Körper zum Beispiel für den Stoffwechsel und den Insulinhaushalt benötigt. Neben Insulin beeinflusst es aber auch weitere Hormone, die unter anderem für unsere Schilddrüse und zur Fortpflanzung benötigt werden. 

Die Versorgung ist in der Bevölkerung ausreichend, unter anderem, da unser Körper einen Teil des Bedarfs selbst decken kann. Auch aus der Nahrung können wir ausreichende Mengen zu uns nehmen. Vor allem Getreideprodukte, Fleisch (Leber), Nüsse und Hülsenfrüchte stellen gute Quellen dar. 

Ein Inositolmangel ist jedoch möglich, wenn 

  • Die Ernährung viel Zucker, Fett und gleichzeitig wenig Ballaststoffe enthält
  • Die körpereigene Produktion durch genetische Faktoren gestört ist
  • Die Aufnahme im Darm durch Krankheiten verringert ist
  • Medikamente, die Produktion und Aufnahme hemmen

Inositol Wirkung: So hilft Inositol unserem Körper

Unser Organismus benötigt Inositol an verschiedenen Stellen. Besonders seine Rolle bei der Signalübertragung verdient Beachtung: Es ist an der Regulation von Nerven-Botenstoffen beteiligt und daher für die Reizübertragung von großer Bedeutung. 

In ähnlicher Weise beeinflusst es auch unserem Hormonhaushalt und Stoffwechsel. Es unterstützt so mehrere Prozesse, die sich wiederum auf weitere Vorgänge auswirken … seine Wirkung ist daher indirekt im ganzen Körper spürbar!

Inositol Wirkung bei Kinderwunsch

Die verschiedenen Inositolformen sind maßgeblich an der Fortpflanzung beteiligt. Sie wirken dabei positiv auf die Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen, können die Gesundheit von Mutter und Kind während der Schwangerschaft verbessern und Fehlbildungen und Erkrankungen vorbeugen. Zudem eignen sie sich zur Behandlung von hormonellen Krankheiten, die das Schwangerwerden erschweren können. 

Aufgrund des enormen Umfangs wollen wir diese Wirkungsweisen gesondert betrachten: 

Inositol und Kinderwunsch bei Frauen

Sowohl die Fruchtbarkeit von Männern als auch Frauen profitiert von einer guten Inositolversorgung. Bei Frauen beeinflusst der Nährstoff vor allem die Qualität der Eizellen. Dabei ist das Verhältnis von Myo-Inositol zu D-Chiro-Inositol in den Eierstöcken entscheidend. 

Eine gute Versorgung gilt dabei als förderlich; eine zu hohe Menge an D-Chiro-Inositol kann hingegen die Qualität der Eizellen beeinträchtigen. Besonders bei Kinderwunsch ist es daher sinnvoll, bei Nahrungsergänzungsmitteln auf ein ausgewogenes Verhältnis zu achten (1). 

Dass sich Myo-Inositol positiv auf die Fruchtbarkeit auswirkt, zeigt sich unter anderem in einer Studie (2) aus Italien. Untersucht wurden Frauen, bei denen eine künstliche Befruchtung aufgrund einer schlechten ovariellen Reaktion in der Vergangenheit fehlschlug. 

Zwischen 9 und 24 % der Frauen, die sich dem Verfahren unterziehen, sind betroffen. Die Forscher testeten, ob eine zusätzliche Zufuhr von Myo-Inositol den Betroffenen helfen und die Aussicht auf eine erfolgreiche Befruchtung erhöhen könnte. 

76 Frauen wurden dazu in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten entweder 4 g Myo-Inositol und 400 μg Folsäure pro Tag oder lediglich 400 μg Folsäure. Nach drei Monaten zeigten starke Verbesserungen unter den Frauen, die Inositol erhielten: 

  • Die Anzahl der reifen Eizellen (M2-Oozyten) war in der Gruppe, die den Nährstoff erhielt, deutlich höher: Sie betrug 80,5 % im Vergleich zu 66,6 % in der Gruppe, die nur Folsäure erhielt. 
  • Die Reaktion der Eierstöcke auf Gonadoptrine (“Ovarieller Sensitivitätsindex”) verbesserte sich ebenfalls stark
Die Menge an reifen Eizellen war in der Gruppe, die Inositol erhielt, deutlich höher (80,5 % vs. 66,6 %).

Die Anzahl der erfolgreichen Befruchtungen und Schwangerschaften stieg ebenfalls durch Inositol leicht an. Insgesamt blieben die Unterschiede jedoch vergleichsweise gering (87 % im Vergleich zu 84 %) und daher nicht ausreichend, um eine positive Wirkung durch Myo-Inositol zu bestätigen. 

Dennoch konnte die Studie zeigen, dass der Zuckeralkohol wichtige Fruchtbarkeits-Parameter wie die Anzahl reifer Eizellen und die Eierstocksensitivität verbessern konnte. Es scheint somit geeignet, die Chance auf eine erfolgreiche Befruchtung zu erhöhen. Allerdings ist weitere Forschung nötig, um dies zu bestätigen und die Wirkmechanismen besser zu verstehen. 

Inositol und Kinderwunsch bei Männern

Männer profitieren vor allem durch eine verbesserte Spermienqualität, wenn ausreichend Myo-Inositol vorhanden ist. Es steigert unter anderem die Beweglichkeit der Spermien und fördert die mitochondriale Funktion. Besonders Männer, die zuvor unter eingeschränkter Spermienqualität litten, erleben durch eine gute Inositolversorgung oft starke Verbesserungen (1). 

Eine Studie (3) aus dem Jahr 2015 zeigt diese Wirkung eindrucksvoll: 194 Männer, die aus unbekannten Gründen unter Unfruchtbarkeit litten, wurden entweder mit 4 g Myo-Inositol pro Tag behandelt (98 Männer) oder erhielten ein Placebo (96 Männer). Die Spermienqualität und wichtige Hormonparameter wurden zu Studienbeginn und nach drei Monaten gemessen. 

Der Zuckeralkohol sorgte innerhalb dieses Zeitraums für eine Verbesserung der Spermienparameter: Spermienkonzentration und die Gesamtzahl der Spermien stieg ebenso wie die progressive Motilität und der Prozentsatz der Akrosomreaktion (“Verschmelzungsfähigkeit” mit der Eizelle) im Vergleich zur Placebogruppe.

Die Spermienqualität (Konzentration, Gesamtzahl, Beweglichkeit und Akrosomreaktion) nahm durch Inositol deutlich zu und die für die Fruchtbarkeit ungünstigen Hormone FSH und LH verringerten sich.

Auch die Hormone, die für die Spermienbildung von Bedeutung sind, zeigten deutliche Verbesserungen: FSH und LH verringerten sich, während Inhibin-B anstieg. Dies wiederum deutet auf eine verbesserte Sertoli-Zell-Funktion hin. Diese Zellen produzieren zahlreiche Proteine, die essenziell für die Fortpflanzung sind.

Besonders interessant:

Auch in dieser Studie zum Thema Kinderwunsch zeigte Inositol nur äußerst selten Nebenwirkungen, die zudem sehr leicht verliefen (leichte Übelkeit oder Blähungen) und nach kurzer Zeit von selbst verschwanden.  

Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass Myo-Inositol die Spermienqualität sicher und wirksam verbessern kann. Gleichzeitig stellt es das Gleichgewicht der Fortpflanzungshormone wieder her und kann so eine positive Wirkung auf die Fruchtbarkeit haben. Weiter Forschung ist jedoch nötig, um die genaue Funktionsweise besser zu verstehen. 

Behandlung von PCOS

Das Polyzystische Ovarialsyndrom, kurz PCOS, ist die häufigste hormonelle Störung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Sie zeigt sich durch unregelmäßige Perioden und kann weitere, teilweise schwere Komplikationen mit sich bringen: 

  • Unfruchtbarkeit
  • Höheres Risiko für Früh- und Fehlgeburten
  • Starke Gesichts- und Körperbehaarung
  • Gestationsdiabetes und hoher Blutdruck während einer Schwangerschaft
  • Gefährliche Fettansammlungen in der Leber
  • Metabolisches Syndrom (Kombination aus hohem Blutdruck, hohem Blutzucker und ungesunden Choesterin- und Glyceridwerten)
  • Diabetes Mellitus Typ II
  • Depressionen, Angst- und Essstörungen
  • Und vieles mehr. 

Durch seine Wirkung auf unseren Insulinhaushalt und verschiedene Stoffwechselprozesse ist Myo-Inositol in der Lage, die Krankheit zu lindern. Um die Effektivität des Zuckeralkohols besser einschätzen zu können, analysierten Forscher aus Ungarn 26 Studien mit insgesamt 1691 Patientinnen (4). 

Die betrachteten Arbeiten verglichen die Wirkung von Myo-Inositol und D-Chiro-Inositol mit einem Placebo sowie mit Metformin, dem Standardmedikament zur Behandlung von PCOS. Dabei zeigte das Vitaminoid sehr gute Ergebnisse und konnte in den meisten Bereichen problemlos mit dem Medikament mithalten: 

  1. Normalisierung des Menstruationszyklus: Inositol führte zu einem deutlich regelmäßigeren Menstruationszyklus im Vergleich zum Placebo. Die Wirkung war mit Metformin vergleichbar. 
Auswertung der Studienergebnisse zur Normalisierung des Menstruationszyklus
  1. Stoffwechsel: Durch die Einnahme von Inositol sank der Body-Mass-Index (BMI) der Teilnehmerinnen. Gleichzeitig gingen der Nüchternblutzucker und die Insulinresistenz zurück. Auch hier waren die Ergebnisse mit der Wirkung von Metformin vergleichbar. 
  2. Hormonspiegel: Hormone aus der Gruppe der Androgene finden sich bei Frauen, die unter PCOS leiden, oft in erhöhten Konzentrationen. Dies gilt als Auslöser zahlreicher Beschwerden der Krankheit. Durch die Inositolbehandlung kam es zu einer starken Verbesserung der Hormonspiegel: Gesamt-Testosteron, freies Testosteron und Androstendion nahmen ab, während das nützliche Sexualhormon-bindende Globulin (SHBG) anstieg. Das Vitaminoid scheint dadurch geeignet, PCOS Symptome wie Hyperandrogenismus wirksam zu lindern. 

Die Wirkung von Inositol auf den gesamten Hormonhaushalt war mit Metformin vergleichbar. Es zeigten sich allerdings Unterschiede im Hinblick auf einzelne Hormone. So hatte der Nährstoff zum Beispiel einen stärkeren Effekt auf SHBG als Metformin, zeigte aber weniger starke Resultate auf der FG-Skala. 

  1. Schwangerschaftsrate: Sowohl Inositol als auch Metformin zeigten vergleichbare, aber sehr geringe Verbesserungen der Schwangerschaftsrate. Aufgrund der eingeschränkten Datenlage (viele Studien nutzten weitere Therapieansätze im Anschluss an die Myo-Inositol-Behandlung, was die Ergebnisse unbrauchbar macht) lassen sich keine verlässlichen Aussagen zur Wirkung beider Stoffe machen.  
  2. Nebenwirkungen: Inositol wurde von den Teilnehmerinnen generell gut vertragen und sorgte nur sehr selten für Nebenwirkungen, die zudem leicht verliefen. Metformin erzeugte deutlich häufiger unerwünschte Nebeneffekte, allen voran Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Blähungen. 

Die Meta-Studie zeigt sehr deutlich, dass die Wirkung von Myo-Inostiol bei PCOS mit dem Medikament Metformin vergleichbar ist. Der Nährstoff kann den Menstruationszyklus normalisieren, senkt den Androgenspiegel und verbessert den Stoffwechsel. Gleichzeitig erleben Frauen, die Inositol einnehmen, deutlich seltener Nebenwirkungen im Vergleich zu Metformin. 

Insgesamt zeigt sich also die gleiche Wirkung, mit weniger unerwünschten Nebeneffekten. Die Forscher empfehlen daher, Inositole in die Behandlungsrichtlinien für PCOS aufzunehmen. 

Kann Inositol beim Abnehmen helfen?

Die Wirkung von Inositol beim Abnehmen wird seit langem intensiv diskutiert. Der Zuckeralkohol verbessert die Insulinsensitivität und beeinflusst dadurch die Glukoseaufnahme. Dies sollte, so die Theorie, beim Abnehmen helfen. 

Zahlreiche Studien bestätigen die positiven Effekte, während andere keine Gewichtsreduktion nachweisen konnten. Eine Metastudie (6) aus dem Jahr 2022 untersuchte die verfügbaren Arbeiten zu diesem Thema, um Gewissheit zu schaffen. 

Dazu zogen sie 15 klinische Studien mit insgesamt 891 Teilnehmern heran. Die verwendeten Dosierungen lagen zwischen 600 und 4.450 mg pro Tag; der Anwendungszeitraum zwischen 6 und 48 Wochen. 

Das Ergebnis: Eine kleine, aber statistisch aussagekräftige Reduktion des Body-Mass-Index BMI. Wie erwartet zeigte sich eine besonders starke Wirkung bei Personen, die übergewichtig oder fettleibig waren sowie Patientinnen, die unter dem Polyzystischen Ovarialsyndrom litten. 

Bei einer Analyse verschiedener Untergruppen entdeckten sie zudem spannende Zusammenhänge: 

  • Eine Dosierung von weniger als 1.000 mg pro Tag über einen relativ kurzen Zeitraum von weniger als zwölf Wochen führte zur stärksten Verbesserung. Längere Anwendung und höhere Dosierungen waren im Vergleich dazu weniger effektiv. 
  • Teilnehmer über 40 Jahre erlebten stärkere Verbesserungen als jüngere Menschen
  • Myo-Inositol war die effektivste Form des Zuckeralkohols und sorgte für den größten Gewichtsverlust

Insgesamt zeigt sich also eine gut nachweisbare, aber eher geringe Wirkung von Inositol beim Abnehmen. Inositolpräparate sind daher allein nicht ausreichend, um Übergewicht abzubauen. Die Forscher empfehlen, Supplemente mit bewährten Methoden wie einer gesunden Ernährung und Bewegung zu kombinieren, um die besten Effekte zu erzielen. 

Inositol Wirkung auf die Psyche

Die positive Inositolwirkung erstreckt sich auch auf unsere Psyche und scheint geeignet, verschiedene Leiden wie Depression, Zwangsstörungen, Panikstörungen und Co. zu mildern. Diese Zusammenhänge sind bereits seit den 90er Jahren bekannt und gelten als gut erforscht. Eine Übersichtsarbeit (6) fasst die wichtigsten Studien zusammen: 

  1. Depression: Das Vitaminoid kann eine positive Wirkung bei Depressionen haben. Das zeigt unter anderem eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie an 28 depressiven Patienten. Eine hohe tägliche Dosis von 12 g Inositol über vier Wochen führte zu einer starken Verbesserung der Krankheitssymptome. Auf der Hamilton-Depressionsskala (HDS) war eine deutliche Reduktion gegenüber der Placebogruppe erkennbar. 
  2. Panikstörung: In einer weiteren Studie verabreichte man 21 Patienten mit Panikstörungen entweder 12 g Inositol oder ein Placebo. Auch hier zeigte Inositol seine Wirkung auf die Psyche: Die Anzahl und Schwere der Panikattacken nahm deutlich ab und sogar Agoraphobie-Symptome sanken. Der Nährstoff war somit wirksamer als ein Placebo bei der Reduktion der Panikattacken. 
  3. Zwangsstörung (OCD): In einer sechswöchigen Studie mit 13 Zwangsstörungs-Patienten zeigte der Zuckeralkohol eine erhebliche Verbesserung der OCD-Symptome im Vergleich zu einem Placebo. Die Studienergebnisse unterstützen die Hypothese, dass Inositol auf das Serotoninsystem wirkt, das bei der Erkrankung eine wichtige Rolle spielt.
  4. Schizophrenie: Bei Patienten mit Schizophrenie führte eine Inositolbehandlung zu keiner signifikanten Verbesserung der Symptome. 
  5. Alzheimer: Auch eine Alzheimerstudie zeigte keine nennenswerten Verbesserungen durch den Zuckeralkohol. Die kognitiven Fähigkeiten der Probanden entsprachen weiterhin denen der Placebogruppe. 
  6. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS): Eine Studie an Kindern mit ADHS zeigte, dass das Vitaminoid die Symptome nicht verbesserte, sondern in einigen Fällen sogar eine leichte Verschlechterung verursachte.
  7. Autismus: In einer Studie an autistischen Kindern konnte der Nährstoff keine signifikante Verbesserung der Symptome im Vergleich zu Placebo bewirken.
  8. Elektroschocktherapie (ECT): Eine Untersuchung zur Verwendung von Inositol zur Verringerung von Gedächtnisstörungen nach Elektroschocktherapie zeigte keine signifikanten Effekte.

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass das Vitaminoid bei einigen Krankheitsbildern eine förderliche Wirkung auf die Psychen haben kann, in anderen Fällen jedoch wirkungslos bleibt. Depressionen, Panik- und Zwangsstörungen (Erkrankungen, in denen auch Serotonin-Selektive Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) auch wirksam sind), verbesserten sich durch die Gabe von Inositol. 

Vitamin B8 - Inositol Wirkung auf die Psyche

Bei Schizophrenie, Alzheimer, ADHS, Autismus oder kognitiven Störungen nach Elektroschocktherapie zeigten sich hingegen keine Verbesserungen. Auch in diesem Bereich wird allerdings noch weitere Forschung zur Wirkung auf die Psyche benötigt. 

Inositol Wirkung auf den Schlaf

Inositol wird eine positive Wirkung auf unseren Schlaf nachgesagt, die bisher nur unzureichend bewiesen werden konnte. Einige Studien konnten jedoch bereits eine verbesserte Schlafqualität durch Myo-Inositol belegen. 

So zeigten sich zum Beispiel bei einer Studie (7) aus dem Iran positive Resultate bei schwangeren Frauen. Dazu erhielten 60 Teilnehmerinnen entweder 2.000 mg Myo-Inositol in Kombination mit 200 µg Folsäure oder ein Placebo, das nur die 200 µg Folsäure enthielt. Die Schlafqualität wurde zu Beginn der Untersuchung und nach Ablauf von sechs Monaten gemessen. 

Dabei zeigte sich eine Verbesserung der Schlafqualität (gemessen via “Global Sleep Quality Score”), der subjektiv empfundenen Schlafqualität, der Schlafdauer und der Schlafwirksamkeit gegenüber der Kontrollgruppe. 

Die Myo-Inositol-Gruppe erlebte direkt zu Beginn der Einnahme einen starken Rückgang auf der Global-Sleep-Quality-Skala, was einer verbesserten Schlafqualität entspricht. 

Die Teilnehmerinnen erlebten eine besonders starke Verbesserung in den ersten Wochen. Anschließend verschlechterte sich die Schlafqualität beider Gruppen mit fortschreitender Schwangerschaft. Bei einer weiteren Untersuchung drei Monate nach Ende des Versuchs waren keine Unterschiede mehr festzustellen. 

Die Forscher vermuten, dass die Inositol Wirkung auf die Psyche, also die angst- und stresslösenden Effekte, die Ursache für die verbesserte Schlafqualität sein könnten. Sie empfehlen daher weitere Forschung, um abschließend zu klären, ob sich generell ein besserer Schlaf erzielen lässt. 

Vitamin B8 Mangel: Symptome und Ursachen

Die Versorgung mit Vitamin B8 ist gemeinhin gut und Mangelerscheinungen eher selten. Durch eine ausgewogene Ernährung können gesunde Menschen ihren Bedarf problemlos decken. Verschiedene Krankheiten, Medikamente oder schlicht eine ungünstige Veranlagung können die Aufnahme jedoch hemmen. 

Die vier häufigsten Ursachen für einen Mangel sind: 

  • Einseitige Ernährung mit viel Zucker und Fett sowie wenig Ballaststoffen. 
  • Störungen der körpereigenen Produktion im Darm durch genetische Mutationen.
  • Unzureichende Aufnahme von Myo-Inositol im Darm, zum Beispiel durch entzündliche Darmerkrankungen. 
  • Senkung des Inositolspiegels durch Medikamente wie Antiepileptika oder Lithium 

Vitamin-B8-Mangel-Symptome äußern sich vor allem durch Krankheiten wie metabolisches Syndrom, Schilddrüsenüberfunktion oder neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson. Probleme der Nerven sind häufig und bei Diabetes-Patienten kann ein Mangel diabetische Neuropathien auslösen oder verstärken. 

Auch die Augen sind von einer Unterversorgung betroffen, denn sie enthalten im Normfall besonders hohe Konzentrationen an Inositol. Ein Vitamin-B8-Mangel kann sich in Symptomen wie Nachtblindheit und starker Lichtempfindlichkeit äußern. 

Bei Kinderwunsch kann ein Inositolmangel ebenfalls erhebliche Probleme verursachen: Vor allem bei Männern kann eine starke Unterversorgung die Spermienqualität verringern und letztlich für Unfruchtbarkeit sorgen. Aber auch die reduzierte Fruchtbarkeit bei Frauen gehört zu den Symptomen eines Vitamin-B8-Mangels (8). 

Inositol Nebenwirkungen

Bei einer unzureichenden Versorgung mit Vitamin B8 bringen Nahrungsergänzungsmittel schnelle und sichere Abhilfe. Auch zur Behandlung von psychischen Leiden wie Depressionen und anderen Erkrankungen kommen Präparate mit höheren Dosierungen zum Einsatz. Dies wirft die Frage auf, wie sicher die Einnahme ist und ob es Inositol Nebenwirkungen gibt. 

Eine Übersichtsarbeit (9) italienischer Wissenschaftler gibt hierzu einen sehr guten Einblick: Sowohl in Tierversuchen als auch klinischen Studien zeigt Inositol kaum Nebenwirkungen. Auch bei sehr hohen Dosierungen von bis zu 30 g pro Tag waren bei Menschen nur leichte Nebeneffekte wie Blähungen oder Durchfall zu beobachten.

Zum Vergleich: bei medizinischen Studien zu Vitamin B8 kommt meist eine Dosis von rund 4 g pro Tag zum Einsatz. Erwartungsgemäß ist die Anzahl der erfassten Nebenwirkungen bei solchen Mengen noch einmal deutlich geringer. 

Auch in Tierversuchen zeigten sich keine ernstzunehmenden Nebeneffekte. Studien untersuchten zum Beispiel die Wirkung sehr hoher Inositoldosen zur Krebsbekämpfung bei Ratten. Dabei entdeckten sie, dass der Nährstoff tatsächlich die Tumorentwicklung hemmen konnte. Nicht feststellen konnten sie hingegen schwerwiegende Nebenwirkungen. 

Inositolpräparate gelten daher als sicher. Auch Nahrungsquellen stellen kein Risiko dar, da unser Körper nur die benötigte Menge aus Lebensmitteln aufnimmt. Die Forscher betonen jedoch, dass weitere Studien zu Langzeiteffekten einer B8-Supplementation wünschenswert sind. 

Fazit: Inositol (Vitamin B8) für Fruchtbarkeit, Psyche und gesunden Schlaf

Der Zuckeralkohol Inositol wurde in der Vergangenheit als Vitamin B8 bezeichnet. Tatsächlich kann unser Körper ihn aber selbst produzieren, sodass die Bezeichnung nicht mehr passend ist. Das ändert jedoch nichts an seiner enormen Bedeutung für unseren Organismus: 

Inositol ist ein wichtiger Baustein für die Signalübertragung in Stoffwechselprozessen und beeinflusst unseren Insulinhaushalt positiv. Aus diesen Funktionen entstehen wiederum weitere positive Effekte. So kann eine ausreichende Versorgung die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen verbessern. 

Besonders bei der Behandlung des Polyzystischen Ovarialsyndrom PCOS hat das Vitaminoid seine Wirkung immer wieder bewiesen. Bei Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen wirkt der Zuckeralkohol ebenfalls lindernd. Dazu ist jedoch eine höhere Dosierung erforderlich, als sie durch die Nahrung möglich ist. 

Die Einnahme über Nahrungsergänzungsmittel gilt als sehr sicher. Nebenwirkungen sind selten und mild – sie umfassen vor allem Übelkeit und Blähungen. Deutlich ernster sind die Vitamin-B8-Mangel-Symptome! 

Nachtblindheit, reduzierte Fruchtbarkeit und eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Krankheiten wie dem metabolisches Syndrom, Schilddrüsenüberfunktion, Alzheimer und Parkinson zu erkranken, gehören dazu. Diabetes-Patienten sind bei einem Mangel zudem besonders gefährdet, diabetische Neuropathien zu entwickeln. 

Eine ausreichende Versorgung lässt sich durch eine ausgewogene Ernährung mit Getreideprodukten, Nüssen und Hülsenfrüchten sowie Leber und andere Fleischsorten gut sicherstellen. Verschiedene Krankheiten, eine einseitige Ernährungsweise mit viel Zucker und Fett sowie einige genetische Veränderungen können die Aufnahme jedoch hemmen. 

Nahrungsergänzungsmittel bieten in diesen Fällen eine gute Möglichkeit, den Mangel zu beheben. Langfristig ist jedoch ein Beseitigen der Mangelursachen (zum Beispiel durch eine Ernährungsumstellung) zu empfehlen. 

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Quellenverzeichnis

  1. Dinicola S, Unfer V, Facchinetti F, Soulage CO, Greene ND, Bizzarri M, Laganà AS, Chan SY, Bevilacqua A, Pkhaladze L, Benvenga S, Stringaro A, Barbaro D, Appetecchia M, Aragona C, Bezerra Espinola MS, Cantelmi T, Cavalli P, Chiu TT, Copp AJ, D’Anna R, Dewailly D, Di Lorenzo C, Diamanti-Kandarakis E, Hernández Marín I, Hod M, Kamenov Z, Kandaraki E, Monastra G, Montanino Oliva M, Nestler JE, Nordio M, Ozay AC, Papalou O, Porcaro G, Prapas N, Roseff S, Vazquez-Levin M, Vucenik I, Wdowiak A. Inositols: From Established Knowledge to Novel Approaches. Int J Mol Sci. 2021 Sep 30;22(19):10575. doi: 10.3390/ijms221910575. PMID: 34638926; PMCID: PMC8508595.
  2. Caprio F, D’Eufemia MD, Trotta C, Campitiello MR, Ianniello R, Mele D, Colacurci N. Myo-inositol therapy for poor-responders during IVF: a prospective controlled observational trial. J Ovarian Res. 2015 Jun 12;8:37. doi: 10.1186/s13048-015-0167-x. PMID: 26067283; PMCID: PMC4464995.
  3. Myoinositol improves sperm parameters and serum reproductive hormones in patients with idiopathic infertility: a prospective double-blind randomized placebo-controlled study A. E. Calogero,  G. Gullo,  S. La Vignera,  R. A. Condorelli,  A. Vaiarelli
  4. Greff D, Juhász AE, Váncsa S, Váradi A, Sipos Z, Szinte J, Park S, Hegyi P, Nyirády P, Ács N, Várbíró S, Horváth EM. Inositol is an effective and safe treatment in polycystic ovary syndrome: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Reprod Biol Endocrinol. 2023 Jan 26;21(1):10. doi: 10.1186/s12958-023-01055-z. PMID: 36703143; PMCID: PMC9878965.
  5. Zarezadeh M, Dehghani A, Faghfouri AH, Radkhah N, Naemi Kermanshahi M, Hamedi Kalajahi F, Mohammadzadeh Honarvar N, Ghoreishi Z, Ostadrahimi A, Ebrahimi Mamaghani M. Inositol supplementation and body mass index: A systematic review and meta-analysis of randomized clinical trials. Obes Sci Pract. 2021 Oct 22;8(3):387-397. doi: 10.1002/osp4.569. PMID: 35664247; PMCID: PMC9159559.
  6. Levine J. Controlled trials of inositol in psychiatry. Eur Neuropsychopharmacol. 1997 May;7(2):147-55. doi: 10.1016/s0924-977x(97)00409-4. PMID: 9169302.
  7. Mashayekh-Amiri S, Delavar MA, Bakouei F, Faramarzi M, Esmaeilzadeh S. The impact of myo-inositol supplementation on sleep quality in pregnant women: a randomized, double-blind, placebo-controlled study. J Matern Fetal Neonatal Med. 2022 Sep;35(18):3415-3423. doi: 10.1080/14767058.2020.1818225. Epub 2020 Sep 15. PMID: 32933356.
  8. Lepore E, Lauretta R, Bianchini M, Mormando M, Di Lorenzo C, Unfer V. Inositols Depletion and Resistance: Principal Mechanisms and Therapeutic Strategies. Int J Mol Sci. 2021 Jun 24;22(13):6796. doi: 10.3390/ijms22136796. PMID: 34202683; PMCID: PMC8268915.
  9. G. CARLOMAGNO, V. UNFER, Inositol safety: clinical evidences, European Review for Medical and Pharmacological Sciences