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Brustkrebsrisiko reduzieren durch Honig? So wirksam ist Chrysin

Tausende von sekundären Pflanzenstoffen sind bekannt und Gegenstand der Forschung, denn viele von ihnen haben positive Effekte auf die menschliche Gesundheit. Ein solcher Stoff ist das Flavonoid Chrysin. Studien belegen unter anderem eine antientzündliche und antioxidative Wirkung sowie Hilfe bei der Abwehr von Krebs und Diabetes. 

Doch wie belastbar sind diese Ergebnisse, welche Effekte sind zu erwarten und welche Dosierung ist dafür nötig? Wir beantworten diese und weitere, wichtige Fragen!

Das Wichtigste in Kürze:
  • Chrysin zählt zu den Polyphenolen und Flavonoiden und kommt unter anderem in Honig, Passionsfrucht und Propolis vor
  • Studien zeigen zahlreiche positive Qualitäten: Es scheint Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu hemmen, Gehirn, Nieren und Herz zu schützen und wirkt entzündungshemmend, antioxidativ und antiallergisch
  • Die Bioverfügbarkeit ist äußerst gering; alternative Darreichungsformen wie liposomale Nahrungsergänzungsmittel sind daher unbedingt zu empfehlen

Was ist Chrysin?

Die sekundären Pflanzenstoffe sind eine umfangreiche Gruppe von Substanzen, von denen einige mit sehr nützlichen Effekten auf unsere Gesundheit aufwarten können. Chrysin fällt in diese Kategorie – genauer gesagt: in die Flavone, Übergruppe: Polyphenole – und ist für Medizin und Wissenschaft von großem Interesse. 

Die Substanz mit 15 Kohlenstoff-Atomen wird bereits seit langem in der traditionellen Medizin eingesetzt, wo es für seine antioxdativen und entzündungshemmenden Wirkung geschätzt wird. Weitere, positive Effekte konnten ebenfalls in ersten Studien bestätigt werden und machen Chrysin zu einem gefragten Forschungsgegenstand. 

Durch seine Wirkung auf das Enzym Aromatase scheint es den Hormonhaushalt zu beeinflussen und so zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebserkrankung reduzieren. Im Leistungssport hingegen setzt man das Flavanoid ein, um durch die hormonellen Veränderungen den Muskelaufbau zu unterstützen. 

Trotz zahlreicher wissenschaftlichen Arbeiten hat das Polyphenol bisher eher wenig Aufmerksamkeit in der breiten Bevölkerung erfahren und ist nach wie vor weitgehend unbekannt. Ein Grund dafür könnte die geringe Bioverfügbarkeit sein: Obwohl es in Honig, Propolis (Bienenharz), Passionsfrucht, verschiedenen Speisepilzen und anderen Obst und Gemüsearten vorkommt, nimmt unser Körper nur minimale Mengen auf. 

Eine synthethische Produktion ist ebenfalls möglich und kommt für einige Nahrungsergänzungsmittel zm Einsatz. Auch die Gewinnung aus Baikal-Helmkraut, einer der wichtigsten Heilpflanzen in der traditionellen chinesischen Medizin, ist üblich. 

Chrysin Übersicht

So wirkt Chrysin 

Eine lange Liste von förderlichen Gesundheitseffekten wird dem Flavonoid unterstellt. In zahlreichen Forschungsarbeiten konnten Wissenschaftler einen großen Teil davon tatsächlich bestätigen. Diese Wirkungen umfassen: 

  • Kann die Bekämpfung verschiedener Krebsarten unterstützen
  • Wirkt Antioxidativ
  • Schützt das Gehirn
  • Kann die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems verbessern
  • Hat antientzündliche Effekte
  • Agiert als Antiallergikum
  • Wirkt Antidiabetisch
  • Schützt die Nieren
  • Hält die Reproduktionsorgane gesund

Bekämpft Krebs 

Chrysin kann verschiedene Krebsarten angreifen und die Ausbreitung verlangsamen oder unterbinden. Es kommt bereits seit längere Zeit in der Krebsforschung zum Einsatz. 

Der Antikrebs-Effekt wurde in zahlreichen Studien bei verschiedenen Krebsarten bestätigt. Dazu gehört zum Beispiel das Plattenepithelkarzinom (1), das zu Krebserkrankungen von Haut und Schleimhäuten führt. 

Da die Wirkung bei verschiedenen Krebsformen unterschiedlich ausfällt, ist eine gesonderte Betrachtung erforderlich. Bei einem Versuch an Mäusen (2) zeigte sich zum Beispiel eine 60-prozentige Reduktion der Wachstumsrate von Melanom-Krebszellen. Zum Einsatz kam dazu eine Dosis von 50 mg Chrysin pro kg Körpergewicht täglich. 

In weiteren Untersuchungen entdeckte man eine verstärkte Aktivität der Fresszellen (Makrophagen) des Immunsystems durch das Polyphenol. Diese Zellen greifen unter anderem Krebszellen an und spielen so eine zentrale Rolle für die Bekämpfung einer Erkrankung. Die Steigerung kann unserem Körper dabei helfen, Tumorzellen effektiver zu zerstören. 

Durch einen Cocktail aus Chrysin und Curcumin wurde in anderen Studien (3) die Ausbreitung von Darmkrebs-Tumoren und des unerwünschten hTERT-Gens reduziert. Die beiden Stoffe wurden dazu durch Nanocarrier, ähnlich der liposomalen Darreichungsform, ummantelt, um die geringe Bioverfügbarkeit zu verbessern. 

Auch bei Brustkrebszellen zeigt Chrysin, in einer ummantelten Form mit höherer Bioverfügbarkeit, positive Effekte. In einer Studie (4) untersuchten die Forscher dazu die Wirkung auf MCF-7-Brustkrebszellen in regulärer und nanocarrier Darreichungsform. Letztere zeigte deutlich bessere Ergebnisse. 

Eine Review-Studie (6) geht hier noch tiefer ins Detail: Sie zog 20 Artikel heran, die zeigen, dass Chrysin eine hemmende Wirkung auf das Enzym Aromatase (Cytochrom P450-Familie) hat. Dieses ist unter anderem für die Umwandlung von Testosteron in Östrogen von großer Bedeutung. 

Nimmt seine Aktivität überhand, kann es die Entstehung von hormonempfindlichen Brustkrebs und anderen, hormonbedingten Erkrankungen begünstigen. Eine Reduktion der Aromatase-Aktivität ist daher für die Behandlung hilfreich und ein wichtiges Ziel in der Krebstherapie. Das Polyphenol, so die Forscher, kann genau dabei helfen und die Behandlung so unterstützen. 

Zudem ist eine positive Wirkung bei Prostatakrebs feststellbar: In einer Studie (6) an Zellkulturen kam es durch Chrysinkontakt zu einem Stopp des Zellzyklus von Prostatakrebszellen. Dieser Effekt zeigte sich besonders in der Sub-G1-Phase und hinderte die Zellen daran, weiterzuwachsen und sich zu vermehren. 

Weiterhin kam es zu einem Verlust des Mitochondrienmembranpotentials (MMP). Die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) und die Lipidperoxidation erhöhten sich ebenfalls. Im endoplasmatischen Retikulum entstand zudem Stress. Diese Reaktionen sind für die Krebszellen sehr negativ und können letztlich zum Tod (Apoptose) der unerwünschten Zellen führen. 

Der Zelltod der Tumorzellen stieg durch die Chrysingabe deutlich. Schon eine geringe Menge von 5 µg hatte eine starke Wirkung. 

Durch intrazelluläre Signalwege unterdrückte das Chrysin zudem Phosphonoisistid-3-Kinase (PI3K) und AKT-, P70S6K-, S6- und P90RSK-Proteine. Gleichzeitig wurde jedoch die Mitogen-aktivierte Proteinkinase (MAPK), ERK1/2- und P38-Proteine aktiviert. 

Das Gesamtergebnis dieser langen Liste schwer auszusprechender Bezeichnungen: durch die Chrysingabe wurden Wachstum und Ausbreitung von Prostatakrebszellen effektiv verhindert und der Zelltod eingeleitet. Das Polyphenol könnte somit eine geeignete Behandlungsmethode bei Prostatakrebs darstellen. 

Schutz des Herz-Kreislaufsystems

Im Gefäßsystem können sich durch Ablagerungen Thromben (Verschlüsse) bilden. Lösen sich diese von der Gefäßwand und gelangen ins Herz oder Gehirn, können Sie Infarkte und andere Komplikationen auslösen. Chrysin kann die Bildung solcher Verschlüsse effektiv verhindern. 

Insbesondere Ablagerungen aus Kollagen, Thrombin, ADP und U46619 kann es verringern, wie eine Studie (7) zeigt. Auch andere Aspekte der Herz-Kreislauf-Gesundheit, etwa die H2O2-Signalprozesse, Aktivierung NADPH-Oxidase und die Produktion von reakiver Sauerstoffspezies durch PDGF verbessern sich (8). 

Insgesamt wirkt das Polyphenol auf dutzende Arten positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Zahlreiche Studien an Zellkulturen, Tieren und Humanstudien belegen die förderlichen Effekte.   

Schützt das Gehirn: Hilfe bei Alzheimer?

Die Chrysinwirkung bei oxidativem Stress, einem Hauptfaktor bei der Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, ist seit langem bekannt. Zahlreiche Untersuchungen und Anwendungen zeigten jedoch nur minimale Effekte, was auf die sehr geringe Bioverfügbarkeit zurückzuführen sein dürfte. 

Ein Forscherteam aus Indien wollte sich damit nicht zufriedengeben und setzte für eine Studie (9) liposomal ummantelte Chrysinpräparate ein. Sie nutzten dazu Ratten, denen sie Amyloid β25–35 verabreichten. Dieses Neurotoxin verursacht durch oxidativen Stress Schäden im Gehirn der Tiere, die einer Alzheimererkrankung entsprechen. 

Anschließend erhielten die Ratten eine vergleichsweise kleine Chrysindosis von 5 oder 10 mg pro Kg Körpergewicht oder eine hohe Dosis von 50 mg. Aufgrund der guten Bioverfügbarkeit der liposomalen Darreichungsform war bereits die geringe Menge ausreichend, um sehr interessante Resultate zu erzeugen: Die oxidative Belastung nahm ab und die Konzentration antioxidativer Enzyme stieg an. 

Die neuronalen Schäden durch Amyloid β25–35 wurden, je nach Dosis, behoben und die kognitive Leistung der Tiere verbesserte sich stark. Die Forscher haben daher Hoffnung, dass liposomales Chrysin in Zukunft dabei helfen könnte, die gewaltige Belastung durch Alzheimer – die häufigste Form von Demenz – weltweit zu verringern. 

Besonders interessant: Weitere Gruppen von Ratten erhielten im Rahmen der gleichen Studie das Chrysin in einer nicht-ummantelten Form mit hohen Dosen von 50 oder 100 mg pro kg Körpergewicht. Auch hierbei zeigte sich ein positiver Effekt und der antioxidative Status der Tiere und der Schweregrad der neuronalen Schäden verbesserte sich. Die Resultate dieser Gruppen blieben jedoch weit hinter den liposomalen Präparaten zurück. 

Gesundheit der Eierstöcke

Vorzeitiges Ovarialversagen (POF), ist eine Erkrankung der Eierstöcke. Sie ist auch als “primäre Ovarialinsuffizienz (POI)” oder “vorzeitige Menopause” bekannt und kann Folgen wie Unfruchtbarkeit, das Ausbleiben der Periode, frühe Wechseljahre und verschiedene urogenitale Symptome nach sich ziehen. 

Auf der Suche nach effektiven Behandlungsmöglichkeiten führten Forscher eine Studie (10) an Mäusen durch, deren Eierstöcke durch D-Galactose vorzeitig gealtert wurden. Diese Tests (“POF-Modell”) kommen häufig für Untersuchungen an den Ovarien zum Einsatz, da sich die Ergebnisse sehr gut auf den Menschen übertragen lassen. 

Einhundert weibliche Mäuse wurden dazu zufällig in fünf Gruppen á 20 Tieren aufgeteilt. Vier der Gruppen wurde D-Galactose über einen Zeitraum von 42 Tagen injiziert, die fünfte diente als Kontrollgruppe. Wie erwartet, zeigte sich durch das Präparat eine erhebliche Alterung der Eierstöcke. 

Daneben beobachteten die Forscher auch einen starken Gewichtsverlust durch D-Gal sowie eine deutliche Verschlechterung von Entzündungsmarkern und eine Zunahme von oxidativem Stress. Anschließend erhielten die Gruppen unterschiedlich hohe Chrysindosierungen: 36,1 mg pro kg Körpergewicht pro Tag, 72,2 mg oder 144,4 mg. 

Das Resultat war eine Normalisierung des Hormonspiegels. Marker für oxidativen Stress (Malondialdehyd, Glutathionperoxidase und Superoxiddismutase) verbesserten sich, nachdem sie durch D-Galactose aus dem Gleichgewicht geraten waren.

Die Entzündungsmarker Tumornekrosefaktor-α, Interleukin-6 und Interleukin-1β, die allesamt durch D-Gal ebenfalls erhöht waren, sanken durch die Chrysingabe wieder. Die Gruppe, die die höchste Dosis erhielt, zeigte Werte, die nahezu mit der gesunden Kontrollgruppe vergleichbar waren! 

In der Folge stieg sogar das Körpergewicht wieder an, wobei auch hier eine höhere Dosis für eine stärkere Normalisierung sorgte. 

Die Eierstöcke der Mäuse schrumpften durch die D-Gal-Injektionen, und die Follikelzahl sank. In den Follikeln reifen die Eizellen heran, sodass sie später in die Gebärmutter wandern können. Auch hier kehrte Chrysin den Vorgang teilweise um – je nachdem, wie hoch die Dosierung war. 

Chrysin Effekt auf Follikelanzahl
Durch die Chrysingabe stieg die Anzahl der Follikel in den Tieren nahezu auf das Ausgangslevel an

Insgesamt hatte das Polyphenol also eine geradezu verjüngende Wirkung auf die vorher künstlich gealterten Eierstöcke! Entzündungsmarker, oxidativer Stress, Körpergewicht, Eierstockgewicht und Anzahl der Follikel verbesserten sich und der Hormonspiegel der Tiere bewegte sich in Richtung Normalwert.

Chrysin Effekt auf Eierstockgewicht
Auch das Eierstockgewicht normalisierte sich nach der Chrysinbehandlung

Die Forscher sind daher der Meinung, eine Chrysintherapie könnte bei vorzeitigem Ovarialversagen eine wirkungsvolle Behandlungsmethode darstellen.

Knochendichte und Wechseljahre

Schon lange wird vermutet, dass Chrysin aufgrund seiner östrogenähnlichen Effekte auch die Gesundheit unserer Knochen verbessern könnte. Eine Studie (11) ging dieser Theorie nach und untersuchte 25 weibliche Ratten, die man in fünf Gruppen einteilte. Vier Gruppen (20 Tiere) entfernte man die Eierstöcke. Wie erwartet, kam es in der Folge zu einer Verringerung der Knochendichte durch einen Mangel an Östrogen. 

Drei der Gruppen behandelte man nun mit 50 mg/kg Chrysin, 100 mg/kg oder 5 mg/kg Alendronat, einem Standardmedikament gegen Osteoporose. Das Polyphenol zeigte während der 6-wöchigen Untersuchung eine positive Wirkung: Es konnte die typischen Folgen Gewichtszunahme, Gewichtsverlust des Uterus, Reduktion des Knochengewichts, Kalzium- und Phosphorspiegels abschwächen. 

Dabei zeigte eine höhere Chrysindosierung auch einen stärkeren Effekt. Die Knochengesundheit verbesserte sich also insgesamt maßgeblich durch die Gabe. Auch die Erhöhung der Knochenumbau-Marker – eine weitere, typische Folge der Operation –  waren in den Chrysingruppen deutlich reduziert. 

Durch die Verbesserung des Knochenmineralgehalts und eine reduzierte Veränderung der Knochenumbau-Marker scheint es somit in der Lage zu sein, postmenopausale Osteoporose zu bekämpfen. 

Verbessert männliche Fruchtbarkeit

Durch seine östrogenartige Wirkung scheinen Chrysinpräparate besonders für Frauen nützlich. Aber auch Männer profitieren von der Einnahme des Polyphenols! Besonders die Spermien-Anzahl und Motilität (Bewegungsfähigkeit) lässt sich so verbessern. 

Wie stark diese Effekte genau sind, untersuchten Forscher in einer Studie (12) an Ratten. Eine Gruppe der Tiere erhielt dazu eine Chrysindosis von 50 mg pro kg Körpergewicht, täglich über einen Zeitraum von 60 Tagen. Die gleich große Kontrollgruppe erhielt keinen Wirkstoff. 

Am Ende des Versuchs zeigten sich erhebliche Unterschiede: Die Chrysingruppe wies deutlich höhere Testosteronlevel im Blut auf, verfügte über eine höhere Anzahl und eine bessere Spermienbeweglichkeit. Zudem zeigte sich verringerter oxidativer Stress in den Hoden anhand der Marker SOD, GSH-Px, CAT, GSH. 

Die Testosteronkonzentration im Blut der chrysinbehandelten Ratten war deutlich höher. 
Die Testosteronkonzentration im Blut der chrysinbehandelten Ratten war deutlich höher

All diese Effekte werden mit einer verbesserten Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Die Forscher sehen eine Chrysinbehandlung daher als mögliche Hilfe für Männer, die unter Unfruchtbarkeit leiden und halten weitere Untersuchungen für sinnvoll. 

Dosierung, Nebenwirkungen und Bioverfügbarkeit

Die umfangreiche Forschung zeigt: Chrysin ist eine äußerst nützliche Substanz, die auf unterschiedliche Arten positiv auf unsere Gesundheit wirken kann. Grund genug, sich auch mit der praktischen Anwendung zu befassen: Wie können wir das Polyphenol sinnvoll aufnehmen und richtig nutzen und welche Mengen sind empfehlenswert? 

In Sachen Dosierung gehen die Meinungen weit auseinander: 600 mg und mehr pro Tag wurden erfolgreich und ohne Nebenwirkungen getestet. Einige Studien deuten darauf hin, dass bereits geringe Dosierungen von etwa 20 mg erste, positive Effekte haben könnten. Die meisten Ernährungsexperten empfehlen heute Mengen zwischen 200 und 300 mg pro Tag. Eine abschließende, genaue Angabe lässt sich aufgrund der aktuellen Forschungslage aber noch nicht treffen.

Diese Chrysinquellen stehen zur Verfügung

Lebensmittel sind stets die erste Anlaufstelle für die Nährstoffaufnahme. Eine ausgewogene Ernährung stellt die Versorgung mit den wichtigsten Substanzen sicher. Aber gerade bei den sekundären Pflanzenstoffen, zu denen auch Chrysin zählt, ist die Einnahme über die Nahrung schwierig! 

Zunächst enthalten selbst die besten Quellen nur äußerst geringe Konzentrationen

In den Blättern der Passionsfrucht finden sich bis zu 0,12 g pro Liter, Propolis (Bienenharz) erreicht rund 28 g pro Liter und in Honig sind, je nach Sorte, bis z 5,3 mg pro Liter enthalten. 

Um eine Dosierung von 20 mg pro Tag zu erreichen (diese Menge gilt vielen Forschern als absolutes Minimum, um positive Effekte zu erzielen) müssten wir also nahezu 4 Liter Honig pro Tag verzehren! Bei einer solchen Menge würde auch die antidiabetische Wirkung des Chrysins wohl nicht mehr vor einem Diabetes Mellitus schützen …

Bei anderen Nahrungsmitteln, wie etwa Passionsfruchtblätter, ist die Konzentration kaum besser. Zudem ist es hier, ebenso wie bei Alternativen wie den dünnen Trennwänden der Walnuss (Diaphragma Juglandis Fructus) oder dem Geißklee, schwierig, diese Pflanzenteile überhaupt zu erwerben. 

Dadurch bleiben für die effektive Chrysinversorgung nur eine der Weg über Nahrungsergänzungsmittel. 

Problem Bioverfügbarkeit: Liposomale Darreichungsform kann helfen

Einige der aufgeführten Studien haben Chryinsdosierungen von bis zu 600 mg pro Tag eingesetzt, ohne dass es zu Nebenwirkungen gekommen wäre. Das Polyphenol scheint also vergleichsweise sicher in der Anwendung. Problematisch ist jedoch, eine solche Dosis überhaupt zu erreichen! 

Denn die Bioverfügbarkeit, also die Chrysinmenge, die nach der Einnahme tatsächlich in unseren Körper gelangt, ist äußerst gering. Der überwiegende Teil wird ungenutzt ausgeschieden. Wie wenig den Weg in unser Blutplasma gelangt, untersuchten Forscher aus den USA in einer Studie (13). 

Sie verabreichten den Teilnehmern dazu zwei Chrysinkapseln mit jeweils 200 mg, also eine Gesamtdosis von 400 mg pro Tag. Bei der anschließenden Messung zeigte sich die höchste Chrysinkonzentration eine Stunde nach der Einnahme. Der Spitzenwert lag bei lediglich 16 ng/ml. Die durchschnittliche Halbwertszeit lag bei lediglich 4,6 Stunden. 

Chrysin, so die Forscher, wird im Plasma anscheinend schnell gebunden und ist deshalb nicht mehr bioverfügbar. Diese Bindung konnten die Forscher von der deutlich höheren Chrysinsulfat-Konzentration im Blutplasma ableiten.

Chrysinpräparate mit einer Dosis von 400 mg pro Tag (links) haben zeigen nur eine minimale Steigerung im Blutplasma. Nach der oralen Einnahme findet eine schnelle Bindung an Sulfat statt. 
Chrysinpräparate mit einer Dosis von 400 mg pro Tag (links) haben zeigen nur eine minimale Steigerung im Blutplasma. Nach der oralen Einnahme findet eine schnelle Bindung an Sulfat statt

Im Urin der Probanden fanden sich zwischen einem und sieben Prozent der Dosis. Stuhlproben hingegen zeigten eine sehr hohe Ausscheidung: rund 98 Prozent des Chrysins verließen die Teilnehmer auf diese Weise. Unter Berücksichtigung aller Parameter schätzen die Forscher daher die Bioverfügbarkeit auf lediglich 0,003 bis 0,02 Prozent! 

Doch eine niedrige Verfügbarkeit muss längst kein Hindernis mehr sein. Seit Jahren kommen sogenannte Nanocarrier erfolgreich zum Einsatz: Mikroskopisch kleine Substanzen, die einen Wirkstoff schützen und bis an die gewünschte Stelle im Körper bringen. Liposomensind dafür besonders geeignet, da sie diese Aufgabe hervorragend meistern und gleichzeitig völlig ungefährlich sind. 

In einer Studie (14) wurde die Wirkung von liposomalem Chrysin auf Brustkrebszellen untersucht. Denn trotz der krebsbekämpfenden Effekte bleiben Chrysintherapien oft hinter den Erwartungen zurück. Die Forscher vermuteten, dass die niedrige Bioverfügbarkeit der maßgebliche Grund sein könnte und führten umfangreiche Tests am ummantelten Polyphenol durch. 

Sie untersuchten dabei die Bioverfügbarkeit an Ratten, Zellkulturen und den Brustkrebszellen. Tatsächlich war die Absorption deutlich effektiver: rund 57 ng pro ml fanden sich in den Tieren und Zellen bei liposomaler Darreichungsform. Ohne die Ummantelung konnten nur rund 20 ng/ml nachgewiesen werden. Auch der Zeitraum war deutlich kürzer und die Konzentration sank deutlich schneller ab, wenn keine Liposomen verwendet wurden. 

Das nicht-ummantelte Chrysinpräparat (blau) sorgte für eine deutlich schwächere und kürzer andauernde Chrysinkonzentration als das liposomale Nahrungsergänzungsmittel (rot). 
Das nicht-ummantelte Chrysinpräparat (blau) sorgte für eine deutlich schwächere und kürzer andauernde Chrysinkonzentration als das liposomale Nahrungsergänzungsmittel (rot)

Insgesamt erreichte das liposomale Chrysinpräparat eine 5,9 Mal bessere Bioverfügbarkeit als die nicht ummantelte Variante!

Fazit: Chrysin für hormonelles Gleichgewicht 

Chrysin ist ein sekundärer Pflanzenstoff mit herausragenden Eigenschaften! Seine Wirkung auf den Hormonhaushalt und Tumorzellen hat es zu einem wichtigen Bestandteil moderner Krebsforschung gemacht. Auch für die Gesundheit der Eierstöcke, besonders in den Wechseljahren, ist es von großer Bedeutung. 

Männer profitieren unter anderem von einer verbesserten Fruchtbarkeit. Die antientzündlichen, antidiabetischen und antioxidativen Effekte kommen allen Geschlechtern gleichermaßen zugute. Die Vielzahl an positiven Effekten hat längst das Interesse der Wissenschaft geweckt: Zahlreiche Studien belegen die Schutzwirkung auf das Herz-Kreislauf-System, das Gehirn, die Nieren und mehr. 

Um den maximalen Nutzen aus dem wertvollen sekundären Pflanzenstoff zu ziehen, müssen wir auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Denn Chrysin kommt in Lebensmitteln nur in geringen Konzentration vor. Die Bioverfügbarkeit ist zudem außerordentlich niedrig. Die einzigen bekannten Methoden, um das Polyphenol dennoch aufzunehmen, sind liposomale Supplemente.

Durch die liposomale Ummantelung konnte die Aufnahmerate in Versuchen um nahezu das Sechsfache erhöht werden! Eine Dosierung von bis zu 600 mg pro Tag wurde erfolgreich erprobt. Die meisten Experten sehen jedoch Mengen zwischen 200 und 300 mg pro Tag als ausreichend an. 

FAQ – Häufig gestellte Fragen:

Quellenverzeichnis:

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  2. Sassi A, Maatouk M, El Gueder D, Bzéouich IM, Abdelkefi-Ben Hatira S, Jemni-Yacoub S, Ghedira K, Chekir-Ghedira L. Chrysin, a natural and biologically active flavonoid suppresses tumor growth of mouse B16F10 melanoma cells: In vitro and In vivo study. Chem Biol Interact. 2018 Mar 1;283:10-19. doi: 10.1016/j.cbi.2017.11.022. Epub 2018 Jan 17. PMID: 29352974.
  3. Lotfi-Attari J, Pilehvar-Soltanahmadi Y, Dadashpour M, Alipour S, Farajzadeh R, Javidfar S, Zarghami N. Co-Delivery of Curcumin and Chrysin by Polymeric Nanoparticles Inhibit Synergistically Growth and hTERT Gene Expression in Human Colorectal Cancer Cells. Nutr Cancer. 2017 Nov-Dec;69(8):1290-1299. doi: 10.1080/01635581.2017.1367932. Epub 2017 Oct 30. PMID: 29083232.
  4. Davaran, S., Fazeli, H., Ghamkhari, A., Rahimi, F., Molavi, O., Anzabi, M., & Salehi, R. (2018). Synthesis and characterization of novel P(HEMA-LA-MADQUAT) micelles for co-delivery of methotrexate and Chrysin in combination cancer chemotherapy. Journal of Biomaterials Science, Polymer Edition, 29(11), 1265–1286. https://doi.org/10.1080/09205063.2018.1456026
  5. Saima Naz, Muhammad Imran, Abdur Rauf, Ilkay Erdogan Orhan, Mohammad Ali Shariati, Iahtisham-Ul-Haq, IqraYasmin, Muhammad Shahbaz, Tahira Batool Qaisrani, Zafar Ali Shah, Sergey Plygun, Mojtaba Heydari, “Chrysin: Pharmacological and therapeutic properties” Life Sciences 235 (2019) 116797
  6. Balam FH, Ahmadi ZS, Ghorbani A. Inhibitory effect of chrysin on estrogen biosynthesis by suppression of enzyme aromatase (CYP19): A systematic review. Heliyon. 2020 Mar 7;6(3):e03557. doi: 10.1016/j.heliyon.2020.e03557. PMID: 32181408; PMCID: PMC7063143.
  7. Gang Liu, Wen Xie, Ao-Di He, Xing-Wen Da, Ming-Lu Liang, Guang-qiang Yao, Ji-Zhou Xiang, Cun-ji Gao, Zhang-Yin Ming, Antiplatelet activity of chrysin via inhibiting platelet IIb3-mediated signaling pathway, Mol. Nutr. Food Res. 2016, 00, 1-10
  8. Huey-Ming Lo, Min-Wen Wu, Shiow-Lin Pan, Chieh-Yu Peng, Pi-Hui Wu, Wen-Bin Wu, Chrysin restores PDGF-induced inhibition on protein tyrosine phosphatase and reduces PDGF signaling in cultured VSMCs, The Journal of Nutritional Biochemistry, Volume 23, Issue 6, 2012, Pages 667-678, ISSN 0955-2863,
  9. Vedagiri A, Thangarajan S. Mitigating effect of chrysin loaded solid lipid nanoparticles against Amyloid β25-35 induced oxidative stress in rat hippocampal region: An efficient formulation approach for Alzheimer’s disease. Neuropeptides. 2016 Aug;58:111-25. doi: 10.1016/j.npep.2016.03.002. Epub 2016 Mar 21. PMID: 27021394.
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  11. Ibrahim SO, Mada SB, Abarshi MM, Tanko MS, Babangida S. Chrysin alleviates alteration of bone-remodeling markers in ovariectomized rats and exhibits estrogen-like activity in silico. Human & Experimental Toxicology. 2021;40(12_suppl):S125-S136. 
  12. Ciftci O, Ozdemir I, Aydin M, Beytur A. Beneficial effects of chrysin on the reproductive system of adult male rats. Andrologia. 2012 Jun;44(3):181-6. doi: 10.1111/j.1439-0272.2010.01127.x. Epub 2011 Mar 7. PMID: 21486424.
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